14. Türchen: Die einzige Überlebende

Weihnachten ist eine Zeit der Kirchenlieder. Es ist eines der zentralsten Feste für Christen auf der ganzen Welt – und was wäre ein bedeutendes Fest ohne Lieder und Musik? Ich möchte euch heute die Geschichte der Entstehung eines sehr bekannten Kirchenlieds erzählen.

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Der Autor des Liedes, Horatio Spafford, war hauptberuflich gar kein Musiker oder Schriftsteller, wie man es bei so einem bekannten Lied vermuten könnte; er war ein äußerst erfolgreicher Anwalt. Zusammen mit seiner Familie lebte er in Illinois in den USA. Den größten Teil seines Vermögens investierte er in Immobilien in Chicago.

Es war der 8. Oktober 1871 der sein Leben komplett verändern sollte. Es war gegen 21 Uhr abends, als in einer Scheune im Westen Chicagos ein Feuer ausbrach. Der Sommer zuvor war sehr trocken gewesen. Bereits am Vortag war in der Stadt schon ein Feuer ausgebrochen und die Feuerwehr hatte ihre Löschwasservorräte fast gänzlich aufgebraucht. Die meisten Feuerwehrmänner waren völlig erschöpft von den Löscharbeiten. Das alles führte dazu, dass die Scheune nicht gelöscht werden konnte. Das Feuer hatte ein leichtes Spiel, die Funken bewegten sich mit dem Wind über mehrere hundert Meter und setzten Stück für Stück die ganze Stadt in Brand. Über 100.000 Menschen verloren ihr Zuhause. Das Feuer loderte drei Tage – erst ein starker Regen am 10. Oktober beendete die Katastrophe. Sie ging als großer Brand von Chicago in die Geschichte ein.

Auch der Verfasser des Liedes verlor alle seine Immobilien durch den Brand – auch sein eigenes Haus. Er hatte auch keine Brandschutzversicherung abgeschlossen und somit war sein gesamtes Vermögen unwiederbringbar verloren.

In den Jahren darauf versuchte er mit harter Arbeit seine Geschäfte wieder zum Laufen zu bringen. Durch die Rezession 1973 erlebte er einen weiteren harten Rückschlag.

Im November desselben Jahres plante er eine Urlaubsreise nach England. Seine Frau und seine vier Töchter reisten mit dem Schiff voraus; da er selbst durch seine Arbeit sehr eingespannt war, wollte er später nachkommen. Doch auch dieser Tag sollte sein Leben ein zweites Mal völlig verändern. Das Passagierschiff, auf dem seine Familie war, kollidierte mitten auf dem Atlantik mit einem Segelschiff. Innerhalb kürzester Zeit war es gesunken. Alle seine vier Töchter kamen dabei ums Leben.

Einige Tage danach erhielt er ein Telegramm von seiner Frau Anna: “Als einzige gerettet. Was soll ich tun?”

So schnell er konnte, reiste er zu seiner Frau und dann zusammen mit ihr noch einmal zu der Unglücksstelle, an der sie ihre Kinder verloren hatten. Dort fühlte er sich von Gott inspiriert und schrieb folgendes Lied:

Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt,

ob Stürme auch drohen von fern,

mein Herz im Glauben doch allezeit singt:

Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn[1]


Nach so einer Geschichte muss man erst einmal tief durchatmen. So viel Schicksalsschläge im Leben eines einzigen Menschen!

Viele Menschen verarbeiten Trauer und Verlust, indem sie Lieder schreiben. Viele von euch haben schon einmal das Lied Der Weg von Herbert Grönemeyer gehört. 2002 verarbeitete er darin den Tod seiner an Krebs gestorbenen Frau. Er kommt in dem Lied zu dem Schluss: „Das Leben ist nicht fair.“[1] Damit hat er sicher Recht: Das Leben ist nicht definitiv nicht fair.

Doch was der Verfasser dieses Kirchenliedes, Horatio Spafford, nach diesem gewaltigen Verlust erlebt hat, ist mehr als nur der Versuch, selbst mit allem klarzukommen und es irgendwie zu verarbeiten. Er hat in dieser grausamen Situation den Trost Gottes erlebt, so dass er sogar singen konnte: „Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn“

Für viele ist Weihnachten eine der schönsten Zeiten im Jahr, voll mit schönen Familienbesuchen, Geschenken, leckerem Essen und weihnachtlicher Musik. Für andere ist es eine sehr einsame Zeit, weil ihre Familien zerstritten sind, sie einen lieben Menschen verloren haben oder sich wegen Corona nicht mit ihren Verwandten und Freunden treffen können.


Ich weiß nicht, wie es dir gerade geht. Vielleicht ist es auch für dich eine Zeit der Einsamkeit, in der du Gottes Trost erleben möchtest? Ich lade dich ein, mit Gott zu reden, zu beten, und ihn um seinen Trost zu bitten. Natürlich kannst du das mit deinen eigenen Worten tun, aber wenn es für dich eine Hilfe ist, kannst du ein Gebet wie dieses beten: „Gott, auch ich bin einsam in dieser Vorweihnachtszeit. Bitte lass du mich erleben, dass du für mich da bist und Schenk du mir Trost, wo ich es schwer habe.“


Hast du Interesse daran, jetzt in der Vorweihnachtszeit einmal eine christliche Veranstaltung oder einen Gottesdienst zu besuchen?

Gerne kannst Du beim „Anschlussfinder“ vorbeischauen – dort kannst du Anschluss finden zu Christen in deiner Nähe:

Vielleicht hast du Interess am christlichen Glauben und möchtest Fragen dazu stellen? Dann lade ich dich herzlich ein, an einem sogenannten „Alphakurs“ teilzunehmen.

Alpha ist eine Reihe von interaktiven Treffen bei denen der christliche Glaube entdeckt werden kann.


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Eine schöne Version des Lieds:

[1] Musikclip von Herbert Grönemeyer https://www.youtube.com/watch?v=UC81i2M30Bc

[1] Die Geschichte ist inspiriert durch: Ortberg, John 2015. Hüter meiner Seele – Ordne die verborgene Welt deiner Seele – sie ist das wertvollste, das du hast. Asslar: Gerth Medien. S. 63-64 und https://de.wikipedia.org/wiki/It_Is_Well_with_My_Soul und https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Brand_von_Chicago, Liedtext: https://www.liederdatenbank.de/song/1253

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