Furcht und Fokus



„Jetzt hör endlich auf hungrig zu sein!“ Kann ich jemandem so etwas befehlen? Kann ich auf Befehl meine Gefühle abstellen? Tut Gott nicht das Gleiche, wenn er uns sagt: „Fürchte dich nicht!“?

Ein verängstigtes Teenagermädchen steht zitternd da. „Hör auf, Angst zu haben!“ ruft ihr ein ziemlich imposant wirkender Engel entgegen (Lukas 2,30). Wir sind es gewohnt, diese Worte väterlich-einfühlsam zu lesen: „Du brauchst keine Angst haben, liebe Maria. Alles ist gut, Papa passt schon auf dich auf.“

Doch Einfühlungsvermögen schien nicht gerade die große Stärke des Engels gewesen zu sein. Manch Pädagoge würde diesen Engel am liebsten auf ein Kommunikationsseminar schicken. „Ein bisschen mehr Empathie bitte!“ – So könnte der Abteilungsleiter des Engels vielleicht seinen übereifrigen Unter-Engel zurechtgewiesen haben.

Doch nichts dergleichen! Mehrere Hundert Mal ruft Gott in der Bibel Menschen genau diesen Satz zu: „Fürchte dich nicht!“ Doch es muss mehr sein, als ein bloßes „Stell deine Gefühle ab!“ – denn das kann niemand. Aber etwas muss ein Mensch aktiv gegen seine Angst tun können, sonst wäre der Befehl sinnlos. Wenn mir jemand befehlen würde, keinen Hunger mehr zu haben, würde ich etwas essen, dann könnte ich dem Befehl sehr schnell Folge leisten.

Doch was kann ich tun, wenn mir meine Angst verboten wird? Dann kann ich sehen – und zwar in eine andere Richtung!

Furcht und Fokus liegen dicht beieinander. Sehen – oder besser gesagt: wie wir sehen – ist die Ursache von Angst. Angst hat etwas damit zu tun, worauf unser Fokus liegt.

Zwei biblische Beispiele dazu:

Sehen bringt Angst!

Als Saul gegen die Philister kämpfte (wieder einmal), und befürchtete, er könnte den Kampf verlieren, handelte er aus Angst: Obwohl Saul König war, brachte er selbst ein Brandopfer für Gott – eine Aufgabe, die den Priestern vorbehalten war. Samuel stellt ihn schließlich für sein Fehlverhalten zu Rede:

1Sam 13,11-12

11 Samuel aber sprach: Was hast du getan? Saul antwortete: Als ich sah, dass das Volk mich verließ und sich zerstreute, und das du nicht kamst zur bestimmten Zeit, und dass die Philister bei Michmas versammelt waren, 12 da sprach ich: Nun werden die Philister zu mir nach Gilgal herabkommen, und ich habe das Angesicht des Herrn noch nicht erbeten! Da wagte ich’s und brachte das Brandopfer dar!

Saul beginnt seine Ausführungen mit den Wörtern: „Als ich sah“. Das was Saul gesehen hat, machte ihm Angst. Doch war es wirklich das, was er gesehen hat? Oder waren es seine Schlussfolgerungen und Gedanken dazu?

Ganz ähnlich sah es aus, als Goliath als Weltmeister in der Riesen-Klassee seinen Titel verteidigen wollte. Tagelang machte er sich über das Volk Israel lustig. Furcht prägte die Atmosphäre im Volk Israel:

1Sam 17,24f

24 Aber alle Männer von Israel flohen vor dem Mann, sobald sie ihn sahen, und fürchteten sich sehr. 25 Und die Männer von Israel sprachen: Habt ihr diesen Mann gesehen, der da heraufkommt?

Der Fokus des Volkes Israels lag auf Goliath und brachte Furcht.

Anders sehen bringt Mut!

Als David genau dieselbe Situation sah, reagierte er völlig anders: David sagt:

1Sam 17,28
„Was für eine Belohnung bekommt der, der den Philister tötet und diese Schande von Israel nimmt? Dieser Unbeschnittene darf doch nicht das Heer des lebendigen Gottes verhöhnen!

Er fragt einfach nur nach der Belohnung! Kein Zeichen von Angst! Was war sein Geheimnis?

Davids Fokus war völlig anders. Er sah nur eins, nämlich den lebendigen Gott! Auch David hat Goliath gesehen. Aber wie bei einer Kamera war sein Fokus eben nicht auf Goliath; er war völlig verschwommen, kaum zu erkennen. Sein Brennpunk lag auf Gott allein.

Der Autor des Hebräerbriefes fordert uns auf:

Hebräer 12,2

Dabei wollen wir nicht nach links oder rechts schauen, sondern allein auf Jesus. Er hat uns den Glauben geschenkt und wird ihn bewahren, bis wir am Ziel sind.

Was heißt, es auf Jesus zu schauen?

Es heißt, auf seine Möglichkeiten zu schauen, statt auf meine Begrenzungen. Es bedeutet auf seine Kraft zu vertrauen, statt auf meine Unfähigkeit. Wir dürfen im Glauben das sehen, was möglich ist, was der Idealfall wäre, und nicht was wäre, wenn alles schief geht.

Es heißt aber auch: Wenn nichts so läuft, wie wir uns es vorstellen, dennoch Jesus zu vertrauen, dass er die Situation zu seiner Ehre gebraucht. Dann können wir furchtlos und unerschrocken sein!



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